Genuss

Mittelmeerküche

Extra nativ


Text: Stefanie Gomoll
Fotos: ©Blue Palace Resort & Spa, Crete, ©Cretan Malia Park, ©incrediblecrete.gr

Diät – da schwingt irgendwie immer das Wörtchen „Verzicht“ mit. Doch im Fall der Mittelmeer-Diät können Genießer aus dem Vollen schöpfen. „Diät“ hat hier nichts mit Abnehmen oder strengen Vorschriften zu tun, sondern mit einem bestimmten Lifestyle sowie einer Kombination von Lebensmitteln, die so gesund sind, dass die Menschen damit besonders alt werden. Möchten sie auch – angesichts der Köstlichkeit der Küche der Mittelmeerländer.

Mediterrane Diät. Studien belegen, dass Menschen, die sich mediterran ernährt haben, im Durchschnitt älter werden und im Alter seltener unter chronischen Krankheiten leiden. Typischerweise basiert die Küche an der Küste Griechenlands, Italiens oder Kroatiens auf einem hohen Anteil an Pflanzen (Genüse, Obst, Hülsenfrüchte). Sie setzt auf gesättigte Fettsäuren (Olivenöl statt Butter), wenig Salz (stattdessen Kräuter, Gewürze wie Kardamom, Minze, Sumach), wenig rotem Fleisch (dafür mehr mageren Fisch und Geflügel) sowie einem Glas guten Rotwein.

Extra nativ: Die Qualitätsbezeichnung für Olivenöl lässt sich auf die Mittelmeerküche insgesamt übertragen, denn sie ist naturbelassen und unverfälscht. Das Salz des Meeres, die Wärme der Sonne eingefangen im vollen Aroma von Obst und Gemüse, und die Kargheit der Erde, die Kräuter besonders würzig macht: Kein Wunder, dass die Mittelmeerküche immer irgendwie ursprünglich und auf jeden Fall nach Urlaub schmeckt. Es scheint, als ob sich die drei Elemente direkt in ihren Speisen widerspiegeln. Ganz besonders trifft das auf die Küche Griechenlands zu. Erinnert sich hierzulande noch mancher mit Grausen an das Motto „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt“, heißt es in Griechenland „Es kommt auf den Tisch, was die Region hergibt“. Frisch aus dem Meer gefischt, lokal angebaut und möglichst naturbelassen serviert – so funktioniert Genuss auf die griechische Art. Ein Prinzip, das auch in Kroatien gilt. So unterschiedlich die Zubereitung von landestypischen Gerichten sein mag, gehört auch hier die Wertschätzung dem, was die jeweilige Region hergibt. Speziell im Fall von Istrien ist das eine ganze Menge. Das Meer liefert Tintenfisch, Muscheln und Sardinen, auf der Wiese nebenan gedeiht der hochgeschätzte Wildspargel und im Wald wachsen Steinpilze und Trüffel. So lässt es sich aus dem Vollen schöpfen. Verzicht kommt nur im positiven Sinne ins Spiel. Hochverarbeitete Lebensmittel, überflüssige Zusatzstoffe, übertrieben extravagante Zubereitung, all das braucht es nicht für den guten Geschmack. Und so klingen ganz nebenbei Schlagwörter wie Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit und Ressourcenschonung an. „Einfach, aber niemals einfältig, unprätentiös und dennoch verführerisch, ursprünglich und trotzdem offen für Neuerungen“, so beschreibt Prinzessin Tatiana von Griechenland den typischen Charakter der Küche ihrer Heimat. Eine Einschätzung, die sich getrost auf Istrien übertragen lässt. „Man muss nicht das eigentliche Wesen kaschieren oder hinter unnötigem Beiwerk verbergen. Das gilt in der Küche genauso wie im Leben. Ein Schuss Olivenöl, eine Prise frisch gemörsertes Meersalz und ein Spritzer Zitronensaft – mehr braucht es nicht, um einem Gericht seine wahren Aromen zu entlocken und es zu einem einzigartigen Genuss zu machen“, lautet ihre Überzeugung.

Mediterrane Diät. Studien belegen, dass Menschen, die sich mediterran ernährt haben, im Durchschnitt älter werden und im Alter seltener unter chronischen Krankheiten leiden.

Dieses Prinzip funktioniert nicht zuletzt deshalb so gut, weil die lokal produzierten Lebensmittel von hoher Qualität sind. Wer etwa einen typisch kretischen Salat mit Gurken, Tomaten, Zwiebeln, grüner Paprika, Oliven und Schafskäse isst, wird sich wundern, wie intensiv und ursprünglich der Geschmack ist, wenn die Zutaten nicht schon um die halbe Welt gereist sind. Apropos Oliven: Natürlich trägt das griechische Olivenöl ganz entschieden zur Erfolgsgeschichte der hellenischen Küche bei. Es darf in keinem Gericht fehlen, wird zum Anbraten von Fisch, Fleisch und Gemüse ebenso verwendet wie zum Anrichten von Salat. Geschmacklich ist es eine echte „Wunderwaffe“, um das Beste aus Auberginen und Artischocken, gefüllten Wein- oder Kohlblättern sowie verschiedenen Hülsenfrüchten herauszukitzeln. Mit Fisch und Meeresfrüchten harmoniert es ebenso prächtig wie mit der erstaunlichen Käsevielfalt, die überwiegend auf Schaf- und Ziegenkäse basiert. Unverzichtbar ist Olivenöl auch für die Istrische Küche. In Pula, der größten Stadt der Halbinsel, ist der Geschichte und Produktion des istrischen Olivenöls sogar ein Museum gewidmet. In Küstenstädten wie Rovinj oder Fazana ist es immer wieder ein erstaunliches Vergnügen zu erleben, wie schnell frischer Fisch zubereitet wird: mit Olivenöl beträufelt, mit gehacktem Knoblauch und Petersilie bestreut und fertig. Manchmal darf es aber auch aufwändiger sein, etwa bei einer traditionell zubereiteten Peka. Dafür werden Zutaten wie Lammfleisch oder Oktopus in einen Topf gefüllt und mit einer Art gusseisernen Glocke bedeckt. Nach einigen Stunden auf einer offenen Feuerstelle gegart, ist das Fleisch wunderbar zart. Und natürlich zelebriert man dieses Festmahl am besten in großer Runde mit Familie und Freunden. Überhaupt spielt die Art des Genusses bei der Mittelmeer-Küche eine wichtige Rolle: Nicht schnell und hektisch, sondern mit Wertschätzung und Muße. Mit dem Bewusstsein dafür, dass viele Produkte eine Geschichte haben – und eine Geschichte erzählen. Fazit: Wer mit allen Sinnen auf Reisen geht, erlebt in den Mittelmeerländern viel mehr als Strand und Meer. Nicht nur jedes Land, auch jede Region birgt besondere Geschmacks-Geheimnisse, die es zu entdecken gilt. Und manche davon kann man sogar mit nach Hause nehmen. Dann lässt sich mit einem köstlichen Olivenöl aus Istrien oder Kreta ganz entspannt in Urlaubserinnerungen schwelgen.

Buchtipp

Zu Gast in Griechenland

Rezepte, Küche & Kultur

Prinzessin Tatiana von Griechenland & Diana Farr Louis: Zu Gast in Griechenland/Rezepte, Küche & Kultur (teNeues, 208 Seiten, 19,90 €)

Dieser Band ist nicht einfach ein Kochbuch – er ist eine Liebeserklärung an die hellenische Kultur, Lebensart und Küche. Bekannte Persönlichkeiten aus aller Welt haben Prinzessin Tatiana von Griechenland und Diana Farr Louis ihre Lieblingsrezepte und -gerichte verraten, persönliche Geschichten preisgegeben und ihre Verbundenheit mit dem Land beschrieben. Entstanden ist das Buch in Zusammenarbeit mit der NGO „Boroume“, die sich dem Kampf gegen Lebensmittelverschwendung und Mangelernährung verschrieben hat.

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